Der Fall Schavan: Betrug oder nicht?

developer

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Hallo zusammen!

Wer in den letzten Tagen die Medien verfolgt hat, wird von den Meldungen um den vermeintlichen Betrug der Bundesbildungsministerin Annette Schavan bei der Erstellung ihrer Doktorarbeit nicht herumgekommen sein. Die oberste Beauftragte des Bundes in Fragen Bildung soll ihre eigene Doktorarbeit entweder absichtlich verfälscht oder zumindest bei der Erstellung im erheblichen Maße die Sorgfalt vernachlässigt haben. Diejenigen unter uns, die schon einmal im Rahmen ihres Studiums eine wissenschaftliche Arbeit verfasst haben, wissen, wie groß der Aufwand allein für eine 20-seitige Hausarbeit mit Primär- und Sekundärquellen ist. Wer promoviert hat weiß zudem, dass 20 Seiten nichts sind im Vergleich zu 300.

Aber den Aufwand darf man nicht als Grundlage für eine Verschmusung von Fahrlässigkeiten nehmen! Wer sich einen akademischen Titel aneignen will, der soll auch etwas dafür tun - und das gilt im besonderen Maße für Menschen in öffentlichen Positionen. Was hat das denn für eine Aussenwirkung, wenn führende Politiker ihre Arbeiten nicht nach den Kriterien ausführen, die sie anderen vorschreiben? Dürfen dann auch künftig Studenten ihre Quellen mit "Internet" oder "Buch" kennzeichnen und damit durchkommen? Ob Frau Schavan noch vorsätzlich betrogen hat oder nur an einigen Stellen nicht wissenschaftlich genug gearbeitet hat - grade in ihrer Position sollte keins von beidem vorkommen. Natürlich hat sie vor ihrem Amtantritt promoviert, doch sollte sich für die Bundesbildungsministerin eine kontinuierliche Achtung der von ihr vertretenen Werte und Ziele auch durch das eigene akademische Leben ziehen.

Oder seht ihr das anders?


Der Artikel dazu: Plagiatsverdacht: Annette Schavan: Betrug oder mangelnde Sorgfalt? - Politik - Aktuelle Politik-Nachrichten - Augsburger Allgemeine

logob-haupt.gif
 
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Alpha Hotel

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Wie schreibt Frau Schawan so schön plagiativ:

Dissertation:
Seite: 090, Zeilen: 13-16

Solches Minderwertigkeitsgefühl wird nicht unmittelbar als solches wahrgenommen, sondern bezeichnet eine Gefühlslage, die immer dann entsteht, wenn Angestrebtes nicht mit eigenen Kräften erreichbar zu sein scheint. [FN 3]
Hat sie auch nur geklaut. Hätte sie diesen Satz halt mal beim abschreiben auch verinnerlicht. Und da man aus eigener Kraft das Angestrebte nicht erreichen konnte, hat man geistige Anleihe bei anderen genommen und dies als eigene Gedanken ausgegeben. Immerhin sprang dafür ja ein Ego-Booster, also eine Gegenkraft zum Minderwertigkeitsgefühl, ein nun strittiger Doktortitel dabei raus. Fein.
 

developer

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Das ist natürlich auch nicht schlecht:
Die FDP-Abgeordnete Koch-Mehrin fordert, über eine Verjährung von Plagiatsvorwürfen nachzudenken.

Denn angesichts der Debatte über die Plagiatsvorwürfe gegen die CDU-Wissenschaftsministerin Annette Schavan meldet sich Koch-Mehrin nun kess zu Wort. Demnach seien vor allem Politiker der FDP und der Union im Visier der Plagiatsjäger, was Koch-Mehrin zu der steilen These hinreißt: „Da geht es nicht um die Reinheit der Wissenschaft, sondern um den Skandal.“
Natürlich - wir lassen zukünftig so etwas wie die regulären Straftaten verjähren und dann ist man nachträglich zwar ein Abschreiber, aber der Ruf bleibt in Form eines wertlosen Titels erhalten?!

Der Artikel dazu: Betrug bleibt Betrug | WAZ.de
 

De kleine Eisbeer

Super-Moderator
Hat sie auch nur geklaut.
:whistle: ? Vermutlich hast du das Original nicht gelesen.
Denn ein Plagiat ist es nach meiner Meinung erst wenn ich es wörtlich übernehme und das hat sie nicht getan.
Sinngemäss könnte es eine Übereinstimmung geben.

Schavan schrieb:
Seine Ausgangsposition ist die der Unzulänglichkeit, seine Laufbahn beginnt in einem Zustand der Hilflosigkeit.

[Z. 13-16]

Solches Minderwertigkeitsgefühl wird nicht unmittelbar als solches wahrgenommen, sondern bezeichnet eine Gefühlslage, die immer dann entsteht, wenn Angestrebtes nicht mit eigenen Kräften erreichbar zu sein scheint.
Original schrieb:
Die Unzulänglichkeit ist die Ausgangsposition jedes Menschen, beginnt doch seine Laufbahn in einem Zustand der Hilflosigkeit.

[Seite 47, Z. 8-13]

Das Minderwertigkeitsgefühl wird nicht unmittelbar als solches wahrgenommen [...], es ist vielmehr eine Gefühlslage, die entsteht, wo Angestrebtes nicht mit eigenen Kräften erreichbar zu sein scheint.
Quelle: http://schavanplag.wordpress.com
 

beowulf

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Denn ein Plagiat ist es nach meiner Meinung erst wenn ich es wörtlich übernehme und das hat sie nicht getan.
Sinngemäss könnte es eine Übereinstimmung geben.
Unter einem Plagiat versteht man auch die Übernahme wissenschaftlicher Erkenntnisse. Diese gilt es nun vom allgemeinen Wissensgut zu scheiden. Im besten Fall hat sie einfach unwissenschaftlich gearbeitet, im schlimmsten Fall dürfte ihr dafür der akademische Grad aberkannt werden.
 

Niclas

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Der Plagiatsvorwurf schwebt nicht erst seit dem Spiegel Bericht im Raumm
http://www.swp.de/ulm/nachrichten/politik/LEITARTIKEL-SCHAVAN-Grenzen-der-Freiheit;art4306,1688894
Schon seit Mai muss sich Annette Schavan eines Plagiatsvorwurfs erwehren, der nicht dadurch abgemildert wird, dass ihre Promotion aus dem Jahr 1980 stammt. Es verbietet sich aus einem doppelten Grund, im Falle einer nachgewiesenen Täuschung von einer lässlichen Jugendsünde zu reden: Erstens steht die Wissenschaftsministerin in einer besonderen Verantwortung für die in Forschung und Lehre geltenden Maßstäbe, zum anderen wusste auch damals jeder Student, dass es für eine akademische Abschlussarbeit nicht genug ist, sich auf Sekundärquellen zu verlassen.
 
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beowulf

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:whistle: Wissenschaftliche Arbeiten sind immer ein Plagiat,denn sie beruhen sehr oft auf die Erkenntnisse von anderen.
Das widerspricht deiner ersten Aussage, ein Plagiat läge nur vor, wenn wörtlich übernommen wird. Richtig ist aber beides nicht und schon gar nicht sind wissenschaftliche Arbeiten immer Plagiate.

Sehr wohl nehmen wissenschaftliche Arbeiten nicht selten ältere Erkenntnisse auf, um darauf aufzubauen, sie zu relativieren oder gar zu widerlegen. Diese Erkenntnisse sind aber mit ihrer Quelle zu belegen. Besteht eine Arbeit überwiegend aus fremden Erkenntnissen - auch wenn sie sauber belegt sind - dann ist der wissenschaftliche Wert einer solchen Arbeit eher als gering anzusehen. Das könnte für eine Dissertation nicht mehr ausreichend sein.
 
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